Geschichte

(Vorstand, DITIB Mannheim 25.11.2025)

Die DITIB – Türkisch-Islamische Gemeinde zu Mannheim e.V. (ehemals: Islamischer Bund Mannheim e.V.), gegründet 1972, eröffnete 1995 die Yavuz-Sultan-Selim-Moschee. Bis 2008 war sie die größte Moschee Deutschlands und bietet heute Platz für etwa 2.500 Personen – die höchste Kapazität in der Bundesrepublik. Durch das Projekt “Offene Moschee” und die zentrale Lage am Luisenring ist die Moschee zu einem Symbol für das weltoffene, multikulturelle und friedliche Mannheim geworden. Alle drei Weltreligionen sind innerhalb von zehn Minuten zu Fuß erreichbar: die katholische Liebfrauenkirche liegt direkt gegenüber und die Synagoge der Jüdischen Gemeinde befindet sich im Quadrat F3. Die DITIB – Türkisch-Islamische Gemeinde zu Mannheim e.V. ist Unterzeichner der Mannheimer Erklärung für ein Zusammenleben in Vielfalt. Am 30. April 2025 wurde die Yavuz-Sultan-Selim-Moschee zudem in die Liste der Kulturdenkmale des Landes Baden-Württemberg gemäß § 2 des Denkmalschutzgesetzes aufgenommen.

Geschichte:

• Verteidigungsbündnis NATO (North Atlantic Treaty Organization):

Beitritt der Republik Türkei am 18.02.1952 und der Bundesrepublik Deutschland am 06.05.1955

•30.10.1961: Unterzeichnung des Anwerbeabkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland unter Bundeskanzler Konrad Adenauer und der Republik Türkei.

•13.03.1972: Gründung des Vereins „Islamischer Bund Mannheim e.V.“ durch Mehmet Ak (Gründungsvorsitzender).

  Heute: DITIB – Türkisch Islamische Gemeinde zu Mannheim e.V.

•23.11.1973: Inkrafttreten des Anwerbestopps unter Bundeskanzler Willy Brandt.

•1972-1995 Gebetssaal im Hinterhof im Quadrat G7, 18

•05.07.1984 Gründung der DITIB – Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. in Köln (Dachverband)

• 1984 fasste der Verein den Beschluss, einen dem religiösen Zweck würdigen Neubau mit Kuppel und Minarett zu errichten, darin unterstützt vom neu gegründeten Dachverband DITIB in Köln. Die Stadt Mannheim unter Leitung von Oberbürgermeister Gerhard Widder förderte die Neubaupläne und schlug nach längerer gemeinsamer Suche 1989 das seit dem Krieg brachliegende, städtische Grundstück (Trümmergrundstück) am Luisenring vor. Der Ankauf des Grundstücks durch den Verein erfolgte noch im selben Jahr zum Preis von 731.000 Mark, die vollständig durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert wurden, überwiegend durch die Gemeindemitglieder aus Mannheim. Bereits damals wurden auch erste Skizzen für den Neubau entwickelt.

• 1990 legte der Verein der Stadt sechs unterschiedliche Entwürfe vor. Der Bauantrag für die präferierte Variante wurde im Februar 1991 eingereicht und im Oktober 1992 genehmigt.

•1993: Baubeginn der Moschee unter dem Gemeindevorsitzenden Osman Özay (heute: Ehrenvorsitzender). Die feierliche Grundsteinlegung fand am 12. März 1993 statt. Im November 1993 war der Rohbau fertiggestellt, im Februar 1994 hatte man den Innenausbau abgeschlossen.

•03.03.1995 Feierliche Eröffnung der Yavuz-Sultan-Selim-Moschee am Luisenring durch den damaligen Gemeindevorsitzenden Osman Özay (heute Ehrenvorsitzender). Eine Janitscharenkapelle spielte zur Eröffnung auf dem Toulonplatz und zog anschließend gemeinsam mit tausenden Menschen in einem festlichen Zug zur Moschee, wo viele weitere Gäste bereits warteten. Die Herstellungskosten beliefen sich auf rund 10 Millionen D-Mark und wurden vollständig durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert, überwiegend von den Gemeindemitgliedern aus Mannheim. Bis 2008 galt sie als die größte Moschee Deutschlands. Die Moschee ist nach dem osmanischen Sultan Selim I. (reg. 1512–1520), auch bekannt als Yavuz Sultan Selim, benannt. Er war der erste osmanische Herrscher, der den Titel des Kalifen trug, und zählt zu den bedeutenden Persönlichkeiten in der Geschichte des Osmanischen Reiches. Seine Regentschaft war geprägt von weitreichenden Reformen und großen territorialen Erweiterungen.

2004-2005: Das ursprüngliche Minarett der Yavuz-Sultan-Selim-Moschee wurde aufgrund von Bauschäden vollständig ersetzt. Das heutige Minarett erreicht eine Gesamthöhe von 35 Metern. Der Turm der benachbarten Liebfrauenkirche ist über 74 Meter hoch.

02’2009-12’2011 Aus den Moscheeführungen der DITIB Mannheim (Beginn 1995 mit dem Projekt „Offene Moschee“) entwickelte sich das bundesweite Projekt ProDialog des DITIB-Bundesverbandes unter Dr. Bekir Alboğa und Faruk Şahin. Ziel war die Ausbildung ehrenamtlicher Moscheeguides und Multiplikatoren, gefördert durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und den Europäischen Integrationsfonds (EIF).

•2013 Eröffnung Kindergarten Lalezar in der Neckarstadt Trägerverein “Lalezar – Tulpengarten – Verein zur Errichtung und Erhaltung muslimischer Kindergärten e.V.” (17.10.2013 als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt, Stadt Mannheim Bildungsausschuss)

• 2022: Hızır Oymak wird Gemeindevorsitzender.

• 2024-2025 In den Jahren 2024 und 2025 erfolgte eine umfassende Sanierung der Fassade, des Moscheedachs sowie des Minaretts.

• 25.03.2025: Feierliches Fastenbrechen zum 30-jährigen Jubiläum der Yavuz-Sultan-Selim-Moschee. Der Gemeindevorsitzende Hızır Oymak wurde im Mannheimer Morgen mit den Worten zitiert: „Wir riefen Arbeiter, und es kamen Menschen.“ Für den Ehrenvorsitzenden Osman Özay ist die Moschee ein „Symbol dafür, was möglich ist, wenn Menschen sich die Hand reichen, anstatt Mauern zu errichten.“ Gemeindesekretär Cem Yalçınkaya betonte: „Ich glaube schon, dass wir in der Stadtgesellschaft angekommen sind“ – und dass die Moschee heute für gelebte Normalität und Zugehörigkeit stehe.

• 30.04.2025 Aufnahme der Yavuz-Sultan-Selim Moschee in die Liste der Kulturdenkmale in Baden-Württemberg (§2 Denkmalschutzgesetz Baden-Württemberg). Die Unterschutzstellung würdigt die Moschee als bedeutendes Zeugnis der Mannheimer Einwanderungs- und Stadtgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg.
Architektonisch verbindet sie traditionelle osmanische Stilelemente mit moderner städtischer Bauweise und setzt am Luisenring einen markanten Akzent im Stadtbild. Zugleich erinnert das einstige Trümmergrundstück daran, welche Folgen Krieg und Zerstörung hinterlassen – und steht heute als sichtbares Bekenntnis zu Frieden, Verantwortung und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Als aktives Zentrum muslimischen Lebens stärkt die Moschee das Miteinander zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller und religiöser Prägungen.
Ihre Geschichte dokumentiert die Entwicklung einer selbstbewussten muslimischen Gemeinde, die seit den 1960er-Jahren fest zum Leben dieser Stadt gehört. Die Aufnahme in die Denkmalliste unterstreicht daher ihre kulturhistorische, soziale und architektonische Bedeutung. Was einst mit türkischen Arbeiterinnen und Arbeitern begann, hat sich zu einer Gemeinschaft von Mitbürgerinnen und Mitbürgern entwickelt, die heute mit Überzeugung, Verantwortung und Heimatverbundenheit das Zusammenleben in Mannheim mitgestalten. All dies ist ein klares Zeichen für das weltoffene, multikulturelle und friedliche Mannheim.